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Entscheidung

5 September 2024

ENTSCHEIDUNG, VORSATZ ODER WUNSCH?

EIN UNTERSCHIED MIT FOLGEN

Weil die Fähigkeit, schnell und konsequent Entscheidungen zu treffen, als wichtige Kompetenz im Management gilt, ist es umso erstaunlicher, wie wenig wir uns klar darüber sind, was eigentlich eine Entscheidung ist. Während wir uns privat wundern, warum aus einem Vorsatz für das neue Jahr nichts wird, stellen wir im Job regelmäßig fest, dass sich niemand an die getroffenen Vereinbarungen hält. Woran liegt das?

Mit Entscheidungen schlagen wir einen Weg durch den Dschungel der Möglichkeiten. Meist versprechen wir uns von ihnen, dass sie bei uns und anderen eventuell bestehende Unklarheiten beseitigen und Dinge in Bewegung bringen. So weit die schöne Theorie, die der Praxis jedoch nicht standhält, wenn wir damit beginnen, wieder und wieder gleich zu entscheiden. Schleichend werden neue Pfade zu zementierten Wegen mit Leitplanken, die keine Alternativen mehr zulassen. Der schlimmste Auswuchs ist starrköpfiger Dogmatismus.

Deshalb kann auch das Nichtentscheiden durchaus positiv sein. Jemand, der nicht entscheidet, bleibt flexibel, bis sich eine bessere Alternative herauskristallisiert.

Mit einer Entscheidung Unklarheit beseitigen oder stattdessen beweglich bleiben und Dogmen vermeiden: In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns. Ob es darum geht, mehr Sport zu treiben oder für ein Projekt im kommenden Jahr mehrere Millionen Euro freizugeben – was meist übersehen wird: Das bewusste Nichtentscheiden oder das Erst-mal-nicht-Entscheiden sind immer eine Option – und manchmal nicht die schlechteste.

Mein Eindruck: Wir entscheiden viel zu häufig vorschnell, obwohl erst einmal Abwarten und Beobachten von Vorteil wären. Denn eine gute Entscheidung erfordert weit mehr als nur das bloße Auswählen aus Alternativen.

Entscheidung

Bildquelle: KI

EINE ENTSCHEIDUNG IST KEIN VORSATZ ODER WUNSCH

Eine Entscheidung ist eine Festlegung, bei der man sich klar darüber sein muss, was alles notwendig ist, damit ein Vorhaben überhaupt gelingen kann. Eine Entscheidung erfordert die Berücksichtigung aller relevanten Konsequenzen und die Klärung aller notwendigen Bedingungen. Das unterscheidet eine Entscheidung von einem Vorsatz oder einem Wunsch. Denn den beiden letzteren wohnt lediglich die Vorstellung inne, dass ihre Bedingungen und Konsequenzen nicht konkret durchdacht sind.

Sich demnach vorzunehmen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, hat mit einer echten Entscheidung erst einmal nichts zu tun! Nur wenn wir uns damit auseinandersetzen, was dafür erfüllt sein muss, zum Beispiel weniger zu arbeiten oder seltener Golf zu spielen, versetzen wir uns in die Lage, eine bewusste Entscheidung zu treffen.

Wir können uns dafür entscheiden, alle notwendigen, nun konkreten Bedingungen zu erfüllen, oder können es sein lassen, weil wir beispielsweise glauben, diesen Prämissen nicht genügen zu können.

Mit einer vorläufigen Entscheidung gegen etwas bewahren wir uns die Flexibilität, den Sachverhalt in ein oder zwei Monaten noch einmal zu durchdenken. Zu oft jedoch bewegen wir uns in einem immerwährenden Teufelskreis: Wir finden aus der eigenen Unklarheit nicht heraus, weil wir uns die beschriebenen Zusammenhänge nicht bewusst machen.

ENTSCHEIDUNGEN IM UNTERNEHMEN SIND ANDERS

Im unternehmerischen Kontext kommt eine zentrale Komponente hinzu: Entscheidungen müssen in der Regel von mehreren Personen getragen und dann auch umgesetzt werden. Viele Manager ärgern sich beispielsweise darüber, dass die Umsetzung eines neuen Investitionsprogramms keine Früchte trägt. Der Grund ist, dass oft nur eine vage Wunschvorstellung vorliegt, die nicht klar definiert, was mit Innovation im Kern gemeint ist, was ihre notwendigen Voraussetzungen sind und wie deren Erfüllung sichergestellt werden kann. Nicht selten werden derartige nicht durchdachte Entscheidungen auch noch im Mehrheits- statt im Konsensverfahren herbeigeführt.

Mehrheitsentscheidungen haben in der Politik durchaus Sinn, aber nicht in Unternehmen. Dort führen sie stets dazu, dass keine realen Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen müssen in Unternehmen im Konsens herausgearbeitet werden, indem alle Beteiligten ausdiskutieren, was ihre notwendigen Bedingungen sind und ob diese erfüllt werden.

Erst wenn das klar ist, reden wir nicht mehr von einem Vorsatz oder Wunsch, sondern von einer echten Entscheidung, bei der wir uns sicher sein können, dass es die richtige ist.

Ihr
Matthias Kolbusa

 


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