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Es lebe das Managementrisiko

22 August 2024

ES LEBE DAS MANAGEMENTRISIKO!

WER IMMER KNEIFT, WIRD NIE ETWAS ERREICHEN

Meine Frage an den Kollegen war verlockend: Ob er sein Honorar gerne verdoppeln möchte? Aber sicher doch! Ob er dafür auch bereit sei, sein Geschäftsmodell von Grund auf zu ändern? Innerhalb eines Sekundenbruchteils zeugte sein Gesichtsausdruck von nackter Panik. Ein Gefühlszustand, der viele Menschen überkommt, wenn sie am „Eingemachten ihres Lebens“ etwas radikal verändern sollen. Schließlich gehen wir ein Risiko ein. Was kann nicht alles passieren, wenn wir außerhalb unserer Komfortzone Dinge wagen, bei denen unsere bisherigen Erfahrungen und Erfolge wenig zählen?

Ob wir als Berater, Manager und Unternehmer oder privat agieren: Oft scheuen wir Risiken mehr als der Vampir Knoblauchzehen. Und wer will es uns verdenken? Wer schon mal ohne nachzudenken ein paar Tausend Euro in Optionsscheine investiert hat, weiß nur allzu genau, dass das selten gut ausgeht. Allerdings hat so ein Handeln vor allem mit Naivität zu tun und nichts mit einem bewusst eingegangenen Risiko, bei dem wir vorab unsere Gedanken sortieren, Alternativen und die möglichen Kosten abwägen und erst dann konsequent und schnell handeln.

Wenn wir vorankommen wollen, persönlich und unternehmerisch, müssen wir innovativ und mutig denken und ebenso handeln.

OPTIMIEREN IST SCHÖN UND GUT, BRINGT SIE ABER NICHT AN DIE SPITZE

Leider dreht sich unser Alltag statt um Innovation viel öfter darum, schnöde Probleme loszuwerden. Damit stellen wir jedoch maximal den Status quo wieder her. Wer zum Beispiel meint, mal wieder zwei Kilo zu viel auf der Waage zu haben, wird mit ein bisschen mehr Sport und etwas weniger Essen leicht wieder auf sein Normalgewicht kommen. Soll das Gewicht aber deutlich runter, muss sich sein Verhalten radikal ändern. Dabei lässt uns schon der Gedanke an einen Kühlschrank voller Gemüse schaudern.

Nicht anders ist das, wenn wir die Benchmarks unserer Branche sprengen wollen: Wir müssen etwas komplett Neues ausprobieren!

Wenn wir im Vertrieb um die gesetzten Ziele ringen und die Hindernisse auf dem Weg dahin ausräumen, sind wir ohne Frage gut unterwegs. Um aber vorneweg zu marschieren, müssen wir eine kleine Revolution starten. Wenn wir folgerichtig etwa die variable Vergütung abschaffen und die gesamte Arbeitsweise verändern, könnten wir wesentlich erfolgreicher sein als bisher – aber auch kolossal scheitern.

RISIKO UND SCHNELLE UMSETZUNG – EIN UNSCHLAGBARES GESPANN

Die erfolgreichsten Manager, die mir je begegnet sind, verfügen über eine ausgesprochen große Risikobereitschaft und verbinden diese mit dem Anspruch, neue Ideen mit unglaublicher Geschwindigkeit umzusetzen. Häufig einfach aus dem Drang heraus, wissen zu wollen, ob das Neue funktioniert.

Es lebe das Managementrisiko

Bildquelle: KI

Statt nur die Entwicklungskosten zu reduzieren, um den Anforderungen des Kunden branchenüblich zu begegnen, drehte ein mir bekannter Industriemanager den Spieß einfach um: Zusätzlich zur Arbeit auf Anfrage ließ er sein Unternehmen selbstständig Module entwickeln, die den Kunden als Baukastensystem angeboten wurden. Klar hätte das schiefgehen können. Weil es aber vorher keiner tat, wurde der Markt damit aufgerollt.

Genau das heißt Innovation: das Eingehen kalkulierter Risiken mit der reellen Chance, dem Wettbewerber den Auspuff zu zeigen, während wir in Richtung Horizont davonrasen.

RISIKOBEREITSCHAFT IST EINE FRAGE DER KULTUR

Unternehmen, die diese Haltung kultivieren, sammeln nicht mehr nur Verbesserungsvorschläge im betrieblichen Vorschlagswesen, um ein bisschen KVP zu betreiben. So verkündete einer der wagemutigsten CEOs, die ich in meiner Beraterlaufbahn erlebt habe, seinen Mitarbeitern, dass er fünf Millionen Euro für die zehn besten Innovationsvorschläge ausloben würde, die in den nächsten drei Monaten eingingen. Ohne großes Auswahl- oder Bewertungsverfahren wollte sich der CEO alle Ideen anhören, für deren Präsentation die Mitarbeiter jeweils genau zehn Minuten Zeit hatten. Entsprechend stark motiviert ging die Belegschaft an die unkonventionelle Aufgabe heran.

Ein innovatives Vorgehen erfordert Vorstellungskraft und vor allem Risikobereitschaft. Wie steht es um Ihre Risikotoleranz? Überfällt Sie schnell Panik bei dem Gedanken, ausgetretene Pfade zu verlassen? Dann probieren Sie das Neue doch im Kleinen aus. Wenn zum Beispiel Sie selbst produktiver werden wollen, dann löschen Sie einfach mal den gesamten E-Mail-Posteingang. Das ist Ihnen zu riskant? Dann stehen Sie probeweise zwei Wochen lang morgens bereits um fünf Uhr auf. Sie wollen ein neues Vergütungsmodell einführen, zögern aber noch? Dann probieren Sie es erst einmal nur in einer Region aus. Das reduziert die Kosten im Falle eines Scheiterns.

Wie groß das Risiko auch sein mag, das Sie eingehen: Wenn Sie sich bewusst entschieden haben, dann zögern Sie nicht – springen Sie! Das Risiko hat seinen Reiz und ist meistens nur der kleinere Teil einer großen Chance.

Ihr
Matthias Kolbusa

 


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