12 November 2023
„Was fällt Ihnen denn ein? Kümmern Sie sich erst mal darum, dass Ihr CRM-Projekt nach Plan läuft – statt mir zu erzählen, wie ich meinen Vertrieb besser organisieren kann! So eine Frechheit muss ich mir von einem Newbie nicht bieten lassen.“
Kaum sind diese Worte rausgehauen, ist das Ziel schon erreicht: Der junge Querdenker, der gerade seinen ersten Führungsjob ergattert hat, ist mundtot gemacht. Warum? Weil er die Wahrheit gesagt hat. Obwohl er das wertschätzend tat, sauber argumentiert und durch einen wertvollen Alternativvorschlag ergänzt hat, wird er vor versammelter Mannschaft einen Kopf kürzer gemacht. Was wir hier erleben, ist der brutale Versuch des Vertriebschefs, einen jungen High Potential mit großer Perspektive zu einem ebenso mittelmäßigen Manager schrumpfen zu lassen, wie er selber einer selbst ist. Und was sagt die Runde im Führungsworkshop dazu? Nichts. Betretenes Schweigen macht sich breit. Alle Anwesenden kuschen vor dem Choleriker und achten peinlich darauf, bloß kein Öl ins Feuer zu gießen, um nicht selbst verbrannt zu werden.
Um den Fall auf den Punkt zu bringen: Wer hier den Mund nicht aufmacht, lügt entweder bewusst, weil er verschweigt, was er klar und deutlich sieht, oder er hat längst vergessen, was Wahrheit im Management bedeutet. Ist die Unwahrheit erst mal zur Kultur geworden, stellt das Mittelmaß nur noch eine Durchgangsstation auf dem Weg in den Abgrund dar.
Bildquelle: StockAdobe Gina Sanders
Die Facetten der Unwahrheit sind vielfältig, und nicht alles sind ausdrückliche Lügen: Schuldzuweisungen, Ausreden, Beschönigungen, Relativierungen, Ablenkungen, Versprechungen wider besseres Wissen, das Verschweigen eigener Kritik, das Unterdrücken der Kritik anderer, das gewaltbereite Durchsetzen der eigenen Meinung und vieles andere mehr.
„Was fällt Ihnen denn ein? Kümmern Sie sich erst mal darum, dass Ihr CRM-Projekt nach Plan läuft – statt mir zu erzählen, wie ich meinen Vertrieb besser organisieren kann! So eine Frechheit muss ich mir von einem Newbie nicht bieten lassen.“ Kaum sind diese Worte rausgehauen, ist das Ziel schon erreicht: Der junge Querdenker, der gerade seinen ersten Führungsjob ergattert hat, ist mundtot gemacht. Warum? Weil er die Wahrheit gesagt hat. Obwohl er das wertschätzend tat, sauber argumentiert und durch einen wertvollen Alternativvorschlag ergänzt hat, wird er vor versammelter Mannschaft einen Kopf kürzer gemacht. Was wir hier erleben, ist der brutale Versuch des Vertriebschefs, einen jungen High Potential mit großer Perspektive zu einem ebenso mittelmäßigen Manager schrumpfen zu lassen, wie er selber einer selbst ist.
Und was sagt die Runde im Führungsworkshop dazu? Nichts. Betretenes Schweigen macht sich breit. Alle Anwesenden kuschen vor dem Choleriker und achten peinlich darauf, bloß kein Öl ins Feuer zu gießen, um nicht selbst verbrannt zu werden.
Um den Fall auf den Punkt zu bringen: Wer hier den Mund nicht aufmacht, lügt entweder bewusst, weil er verschweigt, was er klar und deutlich sieht, oder er hat längst vergessen, was Wahrheit im Management bedeutet. Ist die Unwahrheit erst mal zur Kultur geworden, stellt das Mittelmaß nur noch eine Durchgangsstation auf dem Weg in den Abgrund dar.
Traurig! Und das sind nur einige der Phänomene, die mir viel zu oft begegnen. Leider ist es nur allzu typisch, dass die wenigen Aufrechten vom Schwarmdenken der trägen Masse assimiliert werden und sich nach kurzer Zeit ganz genauso verhalten.
In derartig deformierten Unternehmen sind nutzlose Besprechungen dann nur noch die sichtbare Spitze des Eisbergs. Man berieselt sich mit Infos, die keinen wirklich interessieren. Hauptsache, der eigene Bereich steht optisch gut da. Ist man selbst dran, sehnt man das Ende des Slots herbei, weil das Beschönigen der Versäumnisse so anstrengend ist. Man könnte sich ja verplappern und den anderen eine Angriffsfläche bieten, die es ihnen ermöglicht, von ihren eigenen Defiziten abzulenken.
Der Grund für all diese Formen der Unwahrheit sind meistens unsere Emotionen, denen wir mit Reife oder Unreife entgegentreten können. Wenn wir unreif sind, verbinden wir all unsere Meinungen, Projekte, Vorgehensweisen – einfach alles, was wir tun – mit unserem Ego. Bekommen wir Kritik oder Gegenwind, schämen wir uns und fühlen uns schuldig.
Doch so unangenehm diese Emotionen sind, so natürlich sind sie auch. Wenn wir sie also nicht verhindern können, müssen wir das Beste aus ihnen machen:
Kleine Egos, die sich aufblähen, weil sie ihren Emotionen gegenüber unreif sind, verhindern die Wahrheit im Management. Ohne Wahrheit aber wird Mittelmaß zum höchsten erreichbaren Standard – und selbst das nur mit Glück. Die Alternative dazu ist das, was ich „Management beyond Ego“ nenne: ein Managen, das auf Wahrheit, Offenheit, Fairness und Mut zu sich selbst sowie anderen gegenüber basiert – jenseits der Kleingeistigkeit, die verletzter Eitelkeit entspringt. Was Sie dann nur noch brauchen, ist der Wille, es sich und Ihrem Team für den Erfolg jenseits der Komfortzone richtig ungemütlich zu machen.
Ihr
Matthias Kolbusa
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